Das Spätmittelalter umfasst die Zeit zwischen ca. 1300 und 1500, wobei einige Definitionen den Beginn erst nach 1350 ansetzen. Modische Entwicklungen lassen sich jedoch bereits ab 1300 beobachten. Während im Hochmittelalter Kleidung oft aus einfachen rechteckigen Zuschnitten bestand und körperbetonte Mode hauptsächlich durch Gürtel hervorgehoben wurde, veränderte sich dies im Spätmittelalter deutlich. Männer- und Frauenmode entwickelten sich zunehmend auseinander, und neue Techniken ermöglichten raffiniertere Schnitte.
Knöpfe, Schnürungen und körperbetonte Kleidung
Eine der bedeutendsten Innovationen dieser Zeit war die (Wieder-)Entdeckung des Knopfes. Durch seinen Einsatz wurde es möglich, Kleidungsstücke enger am Körper zu tragen. Besonders an den Armen und am Oberkörper sorgten Knöpfe für eine figurbetonte Silhouette. Diese Entwicklung wurde im Laufe der Zeit durch Schnürungen, Haken und Ösen verstärkt, sodass die Kleidung noch enger anlag und die Körperformen stärker betonte.
Während Frauenmode weiterhin lang blieb, jedoch zunehmend körperbetonter wurde (teilweise mit beginnendem Ausschnitt), verkürzte sich die Männerkleidung drastisch. Die männliche Cotte wurde im Laufe des Spätmittelalters so kurz, dass die darunter getragene Bruche (Unterhose) sichtbar wurde. Dies führte dazu, dass sich die Hose, die ursprünglich aus zwei separaten Beinlingen bestand, zu einem zusammenhängenden Kleidungsstück entwickelte – ein Vorläufer der modernen Hose.
Farben und Materialien – Die neue Vielfalt
Farblich unterschied sich das Spätmittelalter kaum vom Hochmittelalter, doch mit dem Aufstieg der Städte und dem wachsenden Wohlstand der bürgerlichen Schichten stieg die Nachfrage nach edlen Stoffen. Während zuvor vor allem der Adel Zugang zu hochwertigen Materialien hatte, konnten nun auch wohlhabende Bürger farbige und aufwendiger verarbeitete Stoffe tragen.
Besonders begehrt waren teure Färbungen wie Cochenille (intensives Rot) oder Safran oder leuchtendes Gelb. Doch auch in einfacheren Schichten waren gefärbte Stoffe verbreitet. Pflanzliche Farbstoffe wie Krappwurzel (Rottöne), Reseda (Gelb) und Färberwaid (Blau) ermöglichten eine Vielzahl an Farben und trugen dazu bei, dass das Mittelalter insgesamt eine farbenfrohe Epoche war.
Edle Stoffe für gehobene Ansprüche
Neben Wolle, dem Hauptmaterial für Kleidung, gewann auch Leinen zunehmend an Bedeutung. Leinenstoffe waren besonders im Sommer beliebt, da sie luftdurchlässig und angenehm auf der Haut waren. Für wohlhabende Bürger und Adlige gab es zudem luxuriöse Materialien wie Seide und feine Wollstoffe. Seide war extrem teuer und kam meist aus dem Orient. Hochwertige Wollstoffe wurden in feinen Bindungen gewebt, wodurch sie geschmeidiger und angenehmer zu tragen waren als grobe Stoffe des frühen Mittelalters.
Fazit – Modebewusstsein im Spätmittelalter
Das Spätmittelalter war keineswegs eine eintönige Epoche, sondern eine Zeit der Modeexperimente und sozialen Veränderungen. Der wachsende Wohlstand ermöglichte neue Trends, die in der frühen Neuzeit weiterentwickelt wurden. Ob für Reenactment, Theater oder museale Projekte – mit unseren originalgetreuen Stoffen können Sie diese faszinierende Zeit wiederaufleben lassen und authentische Gewänder nach historischem Vorbild gestalten.