Stoffkunde Wolle

Die Bezeichnung Wolle sagt nichts über die Qualität

Wolle steht laut Verordnung für eine „Faser vom Fell des Schafes“ oder für Mischungen mit den Haaren zwölf anderer Tierarten. Über die Qualität der Wolle sagt das nichts aus. Die Haare können von lebenden, verendeten oder getöteten Tieren stammen und die Mischung sogar recycelte Altwolle, sogenannte Reißwolle, enthalten. Besteht der Stoff ausschließlich aus Wolle von Schafen, darf das Etikett die Zusätze „100 %“, „rein“ oder „ganz“ tragen, also etwa „reine Wolle“.

Lammwolle, Merino und Co.

Hersteller verwenden in Produktbeschreibungen häufig Kombinationen mit dem Wort Wolle, um Herkunft und Qualität zu verdeutlichen. So steht Lammwolle (Lambswool) oder Erstlingswolle für die erste Schur eines Schafes, das jünger als ein Jahr ist. Merinowolle stammt von Schafen der Gattung Merino mit besonders dünnen Haaren, Crossbredwolle stammt von Schafzüchtungen, deren Haare einen mittelgroßen Faserdurchmesser haben, und Cheviotwolle oder Grobwolle von solchen mit dicken Fasern.

Schurwolle steht für Qualität

Eine besondere Rolle spielt der Begriff Schurwolle. Er bezeichnet stets erstmals verarbeitete Haare von lebenden Schafen. „Reine Schurwolle“ enthält zu 100 Prozent solche Fasern. Bei Textilmischungen darf der Begriff Schurwolle vorkommen, wenn sie nur eine weitere Faser enthält und zu mindestens 25 Prozent des Gewichts aus Schurwolle besteht. Das Verhältnis muss auf dem Etikett genannt werden, etwa „52 % Schurwolle, 48 % Baumwolle“.

13 Tierarten liefern Wolle

Neben Schafen dürfen die Haare von zwölf weiteren Tieren laut EU-Verordnung zu Wolle verarbeitet werden: Alpaka, Lama, Kamel, Kaschmirziege, Angoraziege (für Mohairwolle), Kaschgoraziege, Angorakaninchen, Vikunja, Yak, Guanako, Biber und Fischotter. Gemischt mit Schafsfasern wird daraus Wolle. Allein oder untereinander gemischt tragen sie den Namen des Tieres mit oder ohne den Zusatz Wolle oder Tierhaar. Beispiel: Kaschmir oder Kaschmirwolle.

Haare anderer Tiere kommen unter dem Begriff Tierhaar auf den Markt, etwa Rosshaar vom Pferd. Für all diese Haare legt die Norm DIN 60001 Kurzzeichen fest, die teilweise auf den Etiketten stehen. Zwei Beispiele sind WO für Schafwolle und WA für Angora.

Woher stammt Schafwolle?

Viele Verbraucher schätzen Kleidung aus Schafwolle, denn sie hat viele positive Eigenschaften. Sie wärmt oder kühlt, weist Wasser und Schmutz ab und bindet unangenehme Gerüche. Die Wolle von Schafen aus Deutschland ist recht grob, stammt meist nicht von reinrassigen Tieren und ist deshalb wenig gefragt.

Die größten Produzenten von Schafwolle sind Australien und Neuseeland. Bei der jährlichen Schur, meist im Frühjahr, wird die Wolle in sogenannten Vliesen möglichst in einem Stück abgeschnitten. Diese Rohwolle wird gereinigt und mehr oder weniger intensiv mit Chemikalien bearbeitet. Tier- und Verbraucherschützer beklagen die teils rüden Methoden beim Scheren sowie die Zucht- und Haltungsbedingungen auf großen Farmen. Das gilt besonders für das sogenannte Mulesing bei Merinoschafen.

Wieso gibt es für Wolle vom Schaf unterschiedliche Bezeichnungen?

Betrachtet man die Kennzeichnung von Schaf-Wolle, so fällt auf, dass es zwei unterschiedliche Bezeichnungen gibt. Diese lauten zum einen Schurwolle bzw. Reine Schurwolle, zum anderen Reißwolle. Die international gültigen Abkürzungen sind für reine Schurwolle WV und für Reißwolle WO. Doch was verbirgt sich hinter den Benennungen? Schurwolle stammt vom lebenden Schaf, ist also neu und wird unmittelbar durch Schur gewonnen. Diese gilt als Wolle von besonders hoher Qualität. Bei Reißwolle handelt es sich um ein Recyclingprodukt, das aus Alttextilien hergestellt wurde, also aus Materialien die wiederverwendet wurden. Doch es gibt sogar noch weitere Unterscheidungen der Schaf-Wolle. Wolle, die von Fellen geschlachteter Schafe stammt, nennt man Gerberwolle, wohingegen Sterblingswolle die Bezeichnung für Wolle von natürlich verstorbenen Tieren ist. Neben der Differenzierung nach der Gewinnung ist auch entscheidend, von welcher Schafart bzw. Schafrasse die Wolle stammt. Außerdem wird grundsätzlich zwischen feiner, mittelfeiner und grober Schaf-Wolle unterschieden. Die feinste und hochwertigste Wolle, die ein Schaf liefert, ist die Merinowolle. Mittelfeine Wolle stammt meist vom Coburger Fuchsschaf, Fleischschaf, Eider- oder Texelschaf. Diese wird zudem gerne zum Filzen verwendet oder für Textilfüllungen wie Bettdecken. Das Gotlandschaf bietet festere Wolle, die jedoch nicht kratzt. Vom Crossbredschaf stammt die Crossbred-Wolle welche mittelfein ist und sowohl in den Bereichen Oberbekleidung sowie Heimtextilien eingesetzt wird. Grobe Wolle, die sich allerdings nicht zum Tragen auf der Haut eignet, stammt von Schafen, die die raue Natur gewöhnt sind. Diese liefert beispielsweise das Bergschaf oder die Heidschnucke. Cheviot-Wolle liefern Cheviot-Schafe wie beispielsweise das Shetland-Schaf. Auf Grund der Grobheit der Wolle werden hieraus meist lediglich Teppic

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